Arme Reiche

31.10.2021

Am Samstag hatte ich vor, zum hiesigen Apfel-Händler zu gehen. Da ich mir aus Geiz - ähhh, Sparsamkeit meinte ich natürlich, das Fahrgeld sparen wollte, bin ich gelaufen und über Halensee den Ku´damm runter spaziert.

Der obere Ku´damm ist an Hässlichkeit ja kaum noch zu überbieten. Nun, besonders einladend war er nie. Es ging weiter in Richtung Zoo. Schon schön, was man da auf dem Weg an Maseratis, Ferraris und Porsches so bestaunen kann. Ist fast wie bei einer noblen Automobilausstellung. Je weiter man Richtung Gedächtniskirche kommt, werden auch die Geschäfte nobler. Und ich traute meinen Augen nicht: Vor einigen Läden standen die Leute in einer Schlange an.

Das sah echt verrückt aus wie vor Cartier und Co die Leute vor dem Eingang anstanden, wie einst die Menschen vor dem Konsum, wenn es etwas Besonderes gab. Und alles nur, weil wegen dieser Seuche alles anderes geworden ist.

Beim Apfel-Händler war natürlich auch eine lange Schlange. Nach den Eindrücken zuvor hatte ich das befürchtet. Ich überlege mir ein iPad mit Tastatur zuzulegen und wollte die Dinger mal haptisch begutachten. Selbstverständlich habe ich mich nicht angestellt. Ich bin bereit einen hohen dreistelligen Betrag zu investieren - das will bei meiner Sparsamkeit schon einiges bedeuten - doch dafür stelle ich mich nicht auch noch in einer Warteschlange an. Wo kommen wir denn dahin?

Zurück ging es dann wieder über einige Umwege zu Fuß entlang der U3 in das Arbeiterviertel Dahlem. Beim hiesigen Aldi erstand ich dann (ohne Anstehen) etwas zu essen.

Am Abend bastelte ich mir eine kleine Pizza Tonno. Nach 17 km zu Fuß bei bestem Wetter ist das meiner Ansicht nach gerechtfertigt. Danach gab es ein Glas Wein und ich sinnierte über die armen Reichen und ihre Probleme im Alltag nach - versucht zum Beispiel doch mal mit so einem Mega Maserati einen Parkplatz am Ku´damm zu finden. Unmöglich. Da bleibt einem wirklich nur die Busspur übrig. Was soll man machen. Und wie deprimierend muss es sein, für den Kauf einer einfachen Armbanduhr oder ein paar Klamotten von Dior auf der Straße anstehen zu müssen und dabei von irgendwelchen Touris angeglotzt zu werden. Das ist echt diskriminierend. 

Arme Reiche

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